Auf dem Weg zur informationskompetenten Hochschule – die HRK zum Thema Informationskompetenz

Auf der 13. Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz am 20.11.2012 wurde eine Empfehlung mit dem Titel "Hochschule im digitalen Zeitalter: Informationskompetenz neu begreifen – Prozesse anders steuern" verabschiedet. 6 Jahre nach dem Papier von den Briten Sheila Webber und Bill Johnston "Working towards the information literate university" (vgl. auch diesen Blog-Betrag von Sheila Webber von 2008) ist das Thema "Informationskompetente Hochschule" nun auch in Deutschland Mainstream.

Informationskompetenz wird hier endlich auch auf politischer Ebene viel umfassender und ganzheitlicher gesehen, als es von uns in Bibliotheken Arbeitenden in der Regel bisher verstanden und praktiziert wurde. Dies ist unbedingt zu begrüßen. Für ein deutsches Papier zur Informationskompetenz halte ich daher besonders das folgende Zitat für bemerkenswert:

"Informationskompetenz führt demnach unterschiedliche Teilfertigkeiten zusammen, von denen insbesondere zu nennen sind:

  • eine technische Kompetenz, d. h. ein für die Anwendung verschiedener Informations- und Kommunikationsmedien erforderliches technisches Wissen (als Weiterführung der sog.
    computer literacy),
  • eine kommunikative Kompetenz, d. h. ein Wissen um die Verfügbarkeit und Funktion der digitalen Kommunikationsmedien,
  • eine soziale und organisationsbezogene Kompetenz sowie
  • eine disziplinenspezifische Kompetenz, d. h. ein Wissen um die
    Besonderheiten unterschiedlicher Wissenschaftskulturen." (S. 6)

Folgende Punkte erscheinen mir nach erster Durchsicht der Empfehlung als besonders wichtig:

  • Neben der Informationskompetenz von Studierenden wird auch diejenige der Lehrenden in ihrer Bedeutung hervorgehoben. (S. 11f)
  • Der "Aspekt der ‚Informationsverantwortung‘ [wird] als Teil der Informationskompetenz mitgedacht." (S. 6)
  • Informationskompetenz im Bereich der Forschung wird als wichtig betont. "Stichworte seien die fortschreitende Digitalisierung von Texten und Objekten, das Elektronische Publizieren und Open Access, Virtuelle Forschungsumgebungen, Forschungsdaten und Langzeitarchivierung." (S. 12)
  • Auch für die Hochschulleitungen ist das Thema von Bedeutung. Es geht hier in Richtung Informationsmanagement wenn nicht gar Wissensmanagement. (S. 13ff)
  • Dass die "Lehrangebote zur Vermittlung von Informationskompetenz […] stärker als bisher curricular verankert und möglichst flächendeckend angeboten werden" (S. 18) sollten, ist natürlich ein alter Hut. Trotzdem ist es gut, dass dies hier nochmals betont wird. Schade ist es aber, dass an manchen Stellen in der Empfehlung weiterhin von "Vermittlung von Informationskompetenz" statt von "Förderung von Informationskompetenz" (vgl. diesen Beitrag von Karsten Schuldt) gesprochen wird.

[Nachtrag 10.12.2012:]
Zwei kritische Stellungnahmen zum Papier von Mandy Rohs und Hans-Christoph Hobohm. Auf letzteren Beitrag hat Jürgen Plieninger hingewiesen.