3. Kongress für Information und Bibliothek in Leipzig

Ein paar Eindrücke vom Bibliothekskongress in Leipzig zum Bereich Informationskompetenz:

  • Der Bologna-Prozess führt weiterhin zu vielfältigen Aktivitäten im Bereich Informationskompetenz (IK). Dabei ist neben eigenständigen, teilweise sogar Pflicht-Veranstaltungen von Bibliotheken (z.B. in Konstanz oder Regensburg) die möglichst gestufte Integration von IK-Modulen in verschiedenste Lehrveranstaltungen nicht zu übersehen (z.B. in Bielefeld). "Türöffner" für solche Angebote innerhalb der Universitäten sind Hartnäckigkeit und Präsenz sowie die Bedarfsgerechtigkeit des Angebotes, aber z.B. auch das Thema Plagiate (Silvia Herb Bielefeld).
  • Die Website informationskompetenz.de ist neu gestaltet und wird redaktionell nun von der UB München betreut. Schön, dass die Domain, die ich 2005 an die ULB Bonn weitergegeben hatte, weiterhin die deutschen Aktivitäten zur IK repräsentiert. Unter anderem ist nun auch die AGIK des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) vertreten! Neu auf informationskompetenz.de ist u.a. der Vorschlag für eine Veranstaltungsstatistik sowie ein Link auf ein neu erstelltes Online-Tutorial zur IK-Förderung aus Nordrhein-Westfalen. Dieses minimalistische, aber sehr nützlich erscheinende "Tutorial" stellt eher eine inhaltliche Zusammenfassung des Bereiches "bibliothekarischer Informationskompetenz" dar. Als inhaltlicher Leitfaden kann und soll das Tutorial als Basis für begleitende Fallbeispiele, Visualisierungen und Animationen sowie interaktive Elemente dienen (Renate Vogt, UB Bonn).
  • Der Begriff "bibliothekarische Informationskompetenz" fiel z.B. in der Session Bologna@Fachreferat und könnte sicher viele Diskussionen anregen: Welche anderen Informationskompetenzen gibt es oder gibt es nur eine, die in Deutschland bisher viel zu viel von BibliothekarInnen geprägt wurde? Auch für die Kunden ist oft nicht klar, was Informationskompetenz eigentlich ist! Dies und ihre Bedeutung für das wissenschaftliche Arbeiten sollte durchaus mit den Kunden diskutiert werden – was im Beitrag von Naoka Iki aus Regensburg kurz durchschimmerte!
  • Das Thema Web 2.0 tauchte bei den Veranstaltungen zur Informationskompetenz so gut wie gar nicht auf. Dessen Einfluss auf Informationskompetenz kann aber gar nicht als zu groß angesehen werden! Im Veranstaltungsblog (gab’s leider nicht!) -block Bibliotheken und Soziale Software kam der beste Beitrag von Edlef Stabenau zum Thema Fachblogs (sowie Weblogs und RSS allgemein). In seiner Präsentation praktizierte Edlef gleichzeitig eine schöne Alternative zu Powerpoint!
  • Das Thema E-Learning in Bibliotheken wurde hauptsächlich als Weg der Förderung von Informationskompetenz diskutiert. Dass das Thema E-learning und Bibliotheken auch eine viel weitergehende sogar strategische Rolle spielt, wurde nur am Rande erwähnt. Wichtig in diesem Veranstaltungsblock war, dass hier die Frage der Bewertung und der Wirkung von IK-Aktivitäten für den Lernerfolg gestellt wurde (Annette Klein, Mannheim), sicher ein sehr schwieriges Thema! Auch die schönen eTutorials bzw. VideoCasts der UB München müssen hier erwähnt werden!
  • Die strategische Komponente, die den Themen Informationskompetenz und E-Learning für Universitätsbibliotheken innewohnt, wurde deutlich im Block "Lern(w)ort Bibliothek" der Fachhochschulbibliotheken, die sehr pragmatisch orientiert nahe am Kunden eine groß Palette zur Förderung von Informationskompetenz anbieten (Übrigens ist der Terminus Förderung besser als der Terminus Vermittlung: Kompetenzen kann man eigentlich nicht vermitteln, sondern nur fördern!), z.B. in Zwickau (Jürgen Manthey) oder in Bielefeld (Antje Kellersohn), wo die Bibliothek mit easy learning die Lernplattform der Hochschule betreut. Brigitte Nottebohm von der Fachhochschule Frankfurt zeigte in ihrem Vortrag, begleitet von die Aufmerksamkeit weckenden Einlagen, wie auch unkonventionelle Aktivitäten helfen, die Bibliothek als Teil des Netzwerkes an einer Hochschule zu etablieren. Eher konventionell dabei der Frankfurter biblio.scout, wohl im Rahmen einer Diplomarbeit entstanden.
  • Zum Schluss soll der Hauptgrund für meine Anwesenheit in Leipzig nicht fehlen: die Beteiligung an der Standbetreuung zum BMBF-Projekt BibTutor.
    Dieses kontextsensitive Assistenz- und Tutorsystem BibTutor ist ein Serviceangebot, bei dem der Nutzer bei der Recherche in Katalogen und Datenbanken am "Point of need" Beratung abfordern kann, als eine Form von "Just-in-time-E-Learning". Ein Angebot alternative Suchbegriffe weist Recherchierende auf die Problematik der Auswahl von Suchbegriffen hin. Direkte Links aus der konkreten Recherchesituation heraus führen unmittelbar zu entsprechenden Seiten mit weiterführenden Informationen in BibTutor, aber auch zu externen Angeboten wie DISCUS oder LOTSE.