"Information Systems history: What is history? What is IS history? What IS history? … and why even bother with history?" fragen Antony Bryant, Alistair Black, Frank Land and Jaana Porra in einem frei zugänglichen Beitrag in der Zeitschrift "Journal of Information Technology" der am Anfang von zwei Sonderheften mit dem Motto "Special Issue on History in IS" steht (Journal of Information Technology 28 (2013) 1-17).
Ein paar Kapitel-Überschriften, die vielleicht neugierig darauf machen, über die Frage "Wozu Geschichte?" nachzudenken:
- History as disciplinary veneer (Fassade!)
- History as collective memory and identity
- History as teleology
- History as a meeting of ourselves as ‘Other’
- The uses of history
Hier noch zwei Beispiele, wie eine historische Betrachtungsweise Reflexionen aktueller Problemfelder fördern kann:
- Im Aufsatz von Sara Wingate Gray: Locating librarianship’s identity in its historical roots of professional philosophies: towards a radical new identity for librarians of today (and tomorrow). (IFLA Journal March 2013 vol. 39 no. 1, S. 37-44) wird nach einer historischen Analyse über die Identität von in zukünftigen Bibliotheken arbeitenden Menschen nachgedacht.
- Valentin Groebners Artikel "Muss ich das Lesen?" in der Frankfurter Allgemeinen vom Februar 2013 nutzt historische Bezüge zur Behandlung der Herausforderung "wissenschaftlichen Publizieren[s] in der vernetzten Gesellschaft". Intensiv diskutiert werden seine Aussagen im Blog-Beitrag "Die Groebner-Kontroverse. Oder: Zu Sinn und Unsinn von Wissenschaftsblogs" von Jan Hodel, in einem Beitrag von Klaus Graf sowie im Libreas-Blog von Ben Kaden.
Noch ein paar Neuerscheinungen zur Informationsgeschichte:
- Das Buch "International perspectives on the history of information science and technology : proceedings of the ASIS&T 2012 Pre-conference on the History of ASIS&T and Information Science and Technology" hrsg. von Toni Carbo und Trudi Bellardo Hahn (Medford, NJ: Information Today, 2012) erschien anläßlich des 75-jährigen Jubiläums der ASIST, die jetzt nur noch "Association for Information Science and Technology " heisst. Der Band enthält u.a. auch einen Aufsatz zur deutschen Informationsgeschichte: Pioneers of Information Science in Europe: The Œuvre of Norbert Henrichs von Katharina Hauk und Wolfgang G. Stock (S. 151ff). Weitere Beträge beschäftigen sich mit der Geschichte des Annual Review of Information Science and Technology, von Brenda Dervins Sense-making methodology, der französischen Informationswissenschaften, des niederländischen Informationspioniers Donker Duyvis u.a.
- "Vor Google : eine Mediengeschichte der Suchmaschine im analogen Zeitalter" hrsg. von Thomas Brandstetter, Thomas Hübel und Anton Tantner (Bielefeld : Transcript-Verl., 2012, Einleitung als pdf) U.a. über Staatskalender, Diener, Anzeigenblätter, Vannevar Bushs Memex sowie die frühe Bibliometrie
- Das Lehrbuch "An introduction to information science" von David Bawden and Lyn Robinson (London: Facet Publ., 2012, Kapitel 1 als pdf) enthält als Kapitel 2 "History of information: The story of documents" eine gute Zusammenfassung zur Geschichte der Information. Im Eingangskapitel gibt es zusätzlich ein paar Abschnitte zur Geschichte der Informationswissenschaft.
Mit dieser besonderen Betonung der Geschichte unterscheidet sich das Lehrbuch von zwei fast parallel erscheinenden Lehrbüchern zur Informationswissenschaft, die beide historische Zusammenhänge kurz nur in allgemeinen Grundlagen-Kapiteln erwähnen:
- Introduction to information science and technology / Charles H. Davis and Debora Shaw (Eds.) Medford, NJ : Information Today, 2011 (in Chapter 2: Foundations of Information Science and Technology).
- Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation : Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und -praxis / Rainer Kuhlen, Wolfgang Semar, Dietmar Strauch (Hrsg.) 6., völlig neu gefasste Ausg. Berlin: De Gruyter Saur, 2013 (In Kapitel A.1 Information – Informationswissenschaft).