Das Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte hat 2012 einen von Jürgen Renn herausgegebenen Band mit dem Titel "The Globalization of Knowledge" veröffentlicht, dessen Beiträge auch auf einem Workshop aus dem Jahre 2007 beruhen. Das Werk ist Teil der "Edition Open Access" der "Max Planck Research Library for the History and Development of Knowledge".
Vorbildlicherweise steht die Publikation also Open Access zur Verfügung. Angeboten wird neben einer HTML-Version auch eine Version im PDF- sowie im epub-Format für eBook-Reader. Eine gedruckte Version via Publishing on Demand ist möglich. So sollten moderne elektronische Publikationen aussehen, sofern sie sich wie dieses Werk noch am herkömmlichen Buch orientieren!
Aber auch inhaltlich ist diese Buch eine Fundgrube. Vielleicht liegt es aber auch nur an meinem Hobby als Wissenschaftshistoriker, dass mich die Einlassungen auf die umfassende Entwicklung von Wissen im Laufe der Jahrhunderte so ansprechen. Insgesamt ist das Werk natürlich von kaum jemandem komplett durchzulesen angesichts des Umfangs. Aber auch die philosophisch bzw. wissenschafts- und erkenntnistheoretisch orientierten Teile sind eine genauere Lektüre wert.
Wissen wird hier verstanden …
"… as the capacity of an individual, a group, or a society to solve problems and to mentally anticipate the necessary actions. Knowledge is, in short, a problem-solving potential. Knowledge is often conceived (especially in disciplines such as psychology, philosophy and the cognitive sciences) as something mainly mental and private. But from the historical and social viewpoint, it is necessary to consider knowledge as something that moves from one person to another: something that may be shared by members of a profession, a social class, a geographic region or even an entire civilization." (S. 20)
Die Weitergabe von Wissen über die Zeit umfasst komplexe, vielfältig verwobene Prozesse, die von vielen Faktoren abhängig sind. Beim Browsen durch dieses Werk bekommt man davon eine Ahnung, wobei der Zeitrahmen der Beiträge umfassend ist und dabei viele Fachgebiete angesprochen werden.
Besonders interessant sind für mich noch zwei Entdeckungen in diesem Buch:
- Der letzte Beitrag mit dem Titel "Toward an Epistemic Web" von Malcolm D. Hyman und Jürgen Renn (S. 821-838) befasst sich mit der Weiterentwicklung des Webs!
- Der Beitrag "The University of the 21st Century: An Aspect of Globalization" von Yehuda Elkana (S. 605-630) enthält am Schluss ein Appendix mit dem Titel "Principles for Rethinking Undergraduate Curricula for the 21st Century, A Manifesto" (S. 626-628). Die hier genannten 11 Prinzipien, um das Lernen an Universitäten zu verbessern, sprechen mir aus dem Herzen.