Von der Kunst zur Wissenschaft – eine neue Dissertation über Wilhelm Ostwald

"Von der Kunst zur Wissenschaft und zurück : Farbenlehre und Ästhetik bei Wilhelm Ostwald (1853 – 1932)" ist der Titel einer umfangreichen aber auch inhaltsschweren Dissertation an der Universität Halle von Albrecht Pohlmann aus dem Jahre 2010.

Auch wer sich nicht für Ostwalds Farbenlehre interessiert, findet neben einer Einordnung von Ostwalds Brücke-Aktivitäten im Kapitel "4. 2. 2 Weltmedien: Ostwalds Organisations- und Normungsvorhaben" auch so medienhistorisch interessante Kapitel wie "8.3. Das vervielfältigte Bild" mit dem Unterkapitel "8. 3. 2 Reproduktion, Vervielfältigung, Massenkunst" sowie "8. 4. Praxis der ‚technischen Reproduzierbarkeit’" mit Unterkapiteln "8. 4. 1 Katatypie und Ionographisches Pausverfahren" und zur Fotografie oder "8. 5 Die Zeitlichtkunst: Eine medientechnische Idee".

Zusammenfassung:

"Der 1909 mit dem Nobelpreis für Chemie geehrte Wilhelm Ostwald (1853-1932) gehört zu den Naturwissenschaftlern, welche sich den Grundlagen der visuellen Gestaltung widmeten. Die Dissertation stellt erstmals umfassend die Genese seiner Farbenlehre im naturwissenschaftlichen, kunstpolitischen, kunstgeschichtlichen und ästhetischen Kontext ihrer Zeit dar. Seit 1903 widmete er sich der Maltechnik, um schließlich 1914 im Auftrag des Deutschen Werkbundes einen Farbenatlas zu erarbeiten. Sein Ziel war es, angesichts der verwirrend großen Zahl neuer Farbmittel eine verbindliche Farbenordnung als Verständigungsmittel für Künstler, Gestalter und Architekten zu schaffen. Dafür entwickelte er eine neue Theorie der Körperfarben auf der Grundlage der Vierfarben-Theorie von Ewald Hering, welche es ermöglichte, Farben auf eine einfache Art und Weise zu messen. Zugleich leitete er aus den Ordnungsprinzipien seines Farbsystems (ein Farbkörper in Form eines Doppelkegels) eine Farbenharmonielehre ab. Nach dem Ersten Weltkrieg stieß er damit auf den Protest besonders der expressionistischen Künstler. Interesse fand seine Lehre dagegen bei Konstruktivisten und Funktionalisten, so bei der niederländischen „De-Stijl“-Gruppe, der russischen Avantgarde und am Bauhaus, wo Ostwald 1927 auf Einladung von Walter Gropius lehrte. Hauptziel seiner kunsttechnologischen Forschungen war es, im Zeitalter der zweiten wissenschaftlich-technischen Revolution eine universelle Grammatik der Bildmedien zu schaffen. Daher rührte auch sein Interesse an der Fotografie, am abstrakten Film und an Bildübertragungs-Verfahren. Die Reproduzierbarkeit von Kunstwerken erschien ihm als Gebot einer demokratischen Gesellschaft. Seine praktischen kunsttechnologischen Versuche waren in eine umfassende Kunst- und Medientheorie eingebettet, die Ostwald auf der Grundlage seiner "Energetik" (1891) und seiner positivistischen "Naturphilosophie" (1902) entwickelt hatte."

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