Daeumlinge, Partisanen und Sammler

Dies sind wir doch alle irgendwie! 😎

Däumlinge ist die Übersetzung des Titel eines neuen Buches des französischen Philosophen und Wissenschaftshistorikers Michel Serres, das es leider nur auf Französisch gibt und dass ich gern mal lesen würde. Mal schauen, wann und ob es auf Deutsch herauskommt. "Petite Poucette" (Éditions Le Pommier 2012) sind für Serres diejenigen, die mit den Daumen ihr Mobiltelfon bedienen und damit aus seiner Sicht die Welt verändern! Zwei der wenigen deutschen Beiträge zum Buch sind von Silke Bartel und Jürgen Kuri, der auf einen FAZ-Beitrag vom Mai letzten Jahres über Serres hinweist.

"Der Leser als Partisan" heisst der frei verfügbare Aufsatz von Philipp Felsch im aktuellen Themenheft "Droge Theorie" der Zeitschrift für Ideengeschichte. Hier geht es hauptsächlich um das theoriebeladene Publikationsprogramm des Berliner Merve-Verlages.

Und wer noch mehr Theorie mag, findet in der Zeitschrift Denkströme, dem Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig, in Heft 8 (2012) zwei Aufsätze zum Sammeln, zu Sammlungen, Wissenschaft und Bibliotheken:

Zur Geschichte, Theorie und Praxis von Bibliothekskatalogen

Diese gelungene Mischung an Aufsätzen zu Geschichte, Theorie und Praxis von Bibliothekskatalogen und Discovery-Systemen ist zur Zeit frei verfügbar auf der Website der Zeitschrift Library Trends.

Passend dazu der Aufsatz "Der Katalog : Repräsentation von Medien als Geschichte des Denkens über Wissen, Information, Medien, Nutzerinnen und Nutzern" von Karsten Schuldt in der aktuellen Ausgabe "Bilder, Graphen, Visualisierungen" der Zeitschrift Libreas.

Zur wissenschaftlichen Kommunikation im 19. Jahrhundert

Alex Csiszar ist Wissenschaftshistoriker an der Harvard University und hat vor einiger Zeit einen Aufsatz mit dem Titel "Seriality and the Search for Order: Scientific Print and its Problems during the Late Nineteenth Century" veröffentlicht (History of Science 48 (2010) 399-434). Dieser Artikel ist auch als Open-Access-Version zugreifbar.

Dieser Aufsatz ist dieses Jahr auch in deutscher Sprache erschienen:
Serialität und die Suche nach Ordnung : Der wissenschaftliche Druck und seine Probleme während des späten 19. Jahrhunderts. zfm : Zeitschrift für Medienwissenschaft 07 (2/2012)

"Der Aufsatz skizziert Elemente einer Geschichte der wissenschaftlichen Literaturrecherche in Frankreich und Großbritannien im späten 19. Jahrhundert. […] Erst zu dem Zeitpunkt, an dem wissenschaftliches Wissen zunehmend zu einer Landschaft wissenschaftlicher Zeitschriften wurde und eine teilweise Sichtbarkeit bekam, nahmen die Forderungen nach einer umfassenden Sicht auf diese Landschaft an Dringlichkeit zu."

Der Artikel beschreibt Wege und Probleme der Literaturrecherche beim Aufkommen der immer zahlreicher werdenden Fachzeitschriften – im Artikel als "The machinery of scientific periodicals" bezeichnet – ebenso wie Versuche der Lösung durch Bibliographien wie z.B. den Catalog of Scientific Papers der Royal Society bzw. durch "Hommes a fiches" am Ende des 19. Jahrhunderts, von denen der im letzten Blog-Beitrag genannte Paul Otlet nur der bekannteste ist.

Ein Blick auf die Geschichte bietet oft auch die Möglichkeit, die Gegenwart in einem anderen Licht zu sehen. In Csiszars Aufsatz findet man solche – gerade auch aus heutiger Sicht interessante – Aussagen und Zitate wie (Angegebene Seitenzahlen beziehen sich auf die Open-Accesse-Version des Artikels):

"By 1900, the mathematician and physicist Henri Poincaré was deploying a vision of science in which nature was no longer a single bound book at all but instead was figured as a vast expanse of print matter, a body the scientist did not so much read through, as search, select from, and catalogue." [S. 4]

"[…] it is often forgotten that the rediscovery in the library may be a more difficult and uncertain process than the first discovery in the laboratory."
Lord Rayleigh, Presidential Address to the British Association (1884) [S. 6]

"Much of this was scarcely new; alarm over the ‚infinite multiplicity of publication’34 had been a conventional lament since at least the seventeenth century.35 Even the images that men of science were using to describe their frustration – ‚indigestion‘, ‚flood‘, ‚chaos‘ – often had early modern precedents.36" [S. 6]

"But few bent on professional advancement – an increasingly relevant concern by the late nineteenth century, especially once where and how much one had published became just as important as what one had discovered – would wish to forego the prestige that might come with a paper appearing in the Transactions if the opportunity presented itself. The desire to reach interested readers thus seemed at times to come in direct conflict with establishing professional credentials." [S. 11-12]

Die interessant gestaltete Homepage von Alex Csiszar lässt weitere spannende Arbeiten dieses Autors in den nächsten Jahren erwarten.

Aufsätze zu Paul Otlet auf deutsch

In diesem Jahr neu erschienen ist dieses von Frank Hartmann herausgegebene Buch:

Vom Buch zur Datenbank: Paul Otlets Utopie der Wissensvisualisierung / Frank Hartmann (Hrsg.). Berlin Avinus, 2012.

Von der Website des Verlages:

„Gegen Ende des 19. Jahrhunderts geriet das Dokumentationswesen in eine Krise: wie lässt sich das kulturelle Wissen nachhaltiger organisieren?

Paul Otlet (1868–1944), ein belgischer Industriellenerbe und studierter Rechtsanwalt, entwickelte zusammen mit Henri La Fontaine ab 1895 ein Ordnungs- und Klassifikationssystem, das das millionenfach publizierte „Weltwissen“ dokumentieren sollte. Otlets Anspruch war die Schaffung eines „Instrument d’ubiquité“, das zur „Hyper-Intelligence“ führen sollte. Jahrzehnte vor Web und Wikis weisen diese Ideen auf eine globale Vernetzung des Wissens hin.“

Enthaltene Aufsätze:

  • Die Logik der Datenbank: Zwischen Leibniz und Google — Otlet der Weltbibliothekar (Frank Hartmann)
  • Die Utopie visueller Bildung: Zur grafischen und szenografischen Transformation der universellen Enzyklopädie bei Paul Otlet, Patrick Geddes und Otto Neurath (Wouter Van Acker)
  • Visionen und Visualisierungen der Datenintegration (Charles van den Heuvel und W. Boyd Rayward) – Leseprobe von Teilen dieses Aufsatzes auf der Verlags-Website

Learning everywhere

Mehr als zwei Monate keinen Blog-Beitrag hier, das ist mir lange nicht passiert. Ich komme immer weniger dazu, hier etwas zu schreiben, versuche aber wenigstens Twitter ab und zu zu nutzen.

„Learning everywhere“ war der Titel eines Vortrages, den Michael Stephens am 26.10.2012 an der TU Hamburg-Harburg gehalten hat.

Meine Einführung zu diesem Vortrag dokumentiere ich hier mit den inhaltlichen Passagen nach der Begrüßung und dem Dank an die Beteiligten:

Welcome for Michael Stephens

Hello all together. […] I have the honour to cordially welcome you all and especially Mr. Michael Stephens, Assistant Professor at the School of Library and Information Science of the San Jose State University in California who will talk this evening about the topic “Learning Everywhere. Transformative Libraries & Services“.

[…] Welcome friends of the TUHH library, a word I can use here also in the sense it is used in Facebook. […] Let me also mention at this point that this event is part of the national promotion week ‘Meeting Point Library’ starting this week on Wednesday October 24, the day of libraries in Germany.

Thinking about the future of the library has been an ongoing task in the life of the TU library. And this is true also for my own professional life. As a small university library from its beginning the TU library has tried to be innovative. Many of my colleagues in the library have been very busy to stimulate innovation processes since years.

One technical result of today is our discovery system and catalog VuFind, we call it now TUBfind. Another is our new website which integrates TUBfind as well as our weblog using the open-source blog software WordPress: I want also to mention here the use of RFID technology in our library. As I do today all the colleagues in the TU library learn something new every day what means being innovative for yourself.

We will hear a talk by Michael about the future of learning and the role the library in this process of learning. In times when literacy can be defined as “engaging with information in all of its modalities” [this citation from O’Farrill, Ruben Toledano: Information literacy and knowledge management. Preparations for an arranged marriage. In: Libri 58 (2008). p. 155–171, especially p. 167] and when literacy can be viewed as a social activity, libraries play their roles as learning facilitators, promoters of an information culture which should be rich and comprehensive, multifaceted and consciously experienced. The last point, a consciously experienced information culture is the aim of those activities in libraries concerning media and information literacy. Playing and networking are important so-called new media literacies. Also mobile learning, one of the topics of Michael, is really an issue here! The information culture you find in and through libraries is an important complement to the monoculture spread by Google or Facebook.

Let us now learn from Michael Stevens!

In diesem sehr inspirierenden Vortrag, dessen Folien auch im Netz sind und bei dem man nicht merkte, dass nach 60 Minuten knapp 150 Folien gezeigt wurden, war für mich besonders der Hinweis auf das Konzept des Transformative Learning im Rahmen der Erwachsenenbildung von Jack Mezirow spannend. Der aus meiner Sicht wichtigste Satz auf die Bibliotheken bezogen lautete: "Willing to leave out our physical walls".

Mehr von Michael Stephens:

Am meisten lernt man ja auch , wenn man selbst eine Präsentation vorzubereiten hat. Seit August habe ich zwei Präsentationen gegeben, je eine zu den beiden Themen, die mich schwerpunktmäßig interessieren:

75 Jahre American Society for Information Science and Technology

Die American Society for Information Science and Technology (ASIST), die 1937 als American Documentation Institute (ADI) gegründet wurde, feiert 2012 ihren 75. Geburtstag.

Im Oktober wird zusammen mit der Jahrestagung eine spezielle Konferenz mit dem Titel "History of ASIS&T and Information Science and Technology Worldwide" veranstaltet.

Schon jetzt steht das 1990 veröffentlichte Buch von Irene Farkas-Conn "From Documentation to Information Science : The Beginnings and Early Development of the American Documentation Institute-American Society for Information Science" als eBook frei zur Verfügung.

Vorträge zur Geschichte der ASIST vom 2011 Annual Meeting sind über YouTube anzusehen, darunter auch ein Beitrag des ehemaligen ASIST-Präsidenten Michael Buckland.

Interessant auch eine Liste "ASIS&T/ IST Historical Documents and Archival Records that are available on the Web (A Preliminary List as of March, 2012)" (Word-Dokument!).

Mal schauen, was noch anlässlich des Geburtstages der ASIST publiziert wird.

Frauen in den Informationswissenschaften

In der Zeitschrift "Libraries & the Cultural Record", die nach einer Umbenennung seit 2012 nun den schönen Titel "Information & Culture: A Journal of History" trägt, ist als "Sample Issue" zur Zeit das Heft mit dem Titel "Women Pioneers in the Information Sciences, Part II" (Volume 45, Number 2, 2010) frei zugänglich. Das Editiorial zur Umbenennung ist auszugsweise frei verfügbar.

Die Biographien der beschriebenen Frauen Madeline M. Henderson, Martha E. Williams, Pauline Atherton Cochrane und Elfreda Annmary Chatman geben ein schönen Einblick in die Informationswelt der 50er bis 70er Jahre, dem Beginn des Computer- und Online-Zeitalters nicht nur im Informationsbereich!

Den Artikel "Shaping Information History as an Intellectual Discipline" von James W. Cortada (pp. 119-144) im aktuellen Heft 2 von Volume 47, 2012 habe ich mir gerade per Fernleihe bestellt.

Google unterstützt seine Wurzeln – das Mundaneum im belgischen Mons

Das Mundaneum liegt in Mons, südwestlich von Brüssel. Es beherbergt u.a. den Nachlass von Paul Otlet, der in diesem Blog schon oft erwähnt wurde. Google wird in Zukunft eine Partnerschaft zwischen dem Mundaneum, das auch schon als frühes "Google auf dem Papier" bezeichnet wurde, und der Universität im belgischen Ghent unterstützen.

All dies führte nun im März 2012 zu einem Beitrag im Google European Policy Blog und zu diversen Presse-Reaktionen.

Vermischtes aus der Informationsgeschichte

Suchen und Finden damals

In Heft 1 des 64. Jahrgangs (2011) der Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare, das auch online zugänglich ist, findet sich ein Aufsatz von Anton Tantner: "Suchen und Finden vor Google. Eine Skizze" (S. 42-69).

Zusammenfassung: Es gab eine Zeit vor Google, die Karteikarten, Enzyklopädien, Adress- und Telefonbücher kannte. Es gab "Menschmedien", die als Suchmaschinen betrachtet werden können, wie Diener, "Zubringerinnen" und Hausmeister, und es gab Auskunftscomptoirs und Zeitungsausschnittsdienste. Der Beitrag mächte einige dieser Einrichtungen in Erinnerung rufen.

Abstract: It is hard to believe, but there was a time before Google, when record cards, encyclopedias, address and telephone books, information offices, and cutting bureaus were heavily used. "Human media", like attendants, informers, janitors figured as search engines. This article intends to remind of these institutions.

Daas erste Mal aufmerksam auf den Verfasser wurde ich "damals" beim Besuch einer technikgeschichtlichen Jahrestagung des VDI im März 2000 unter dem Titel "Die Technik der Wissensgesellschaft". Das damalige Programm habe ich nur noch an einer Stelle im Netz gefunden. Ein Teil der Beiträge wurde in der Zeitschrift Technikgeschichte publiziert. Übrigens ist auch das Weblog "Adresscomptoir – Nummern mit Mehrwert" des Autors immer einen Besuch wert.

Das Mundaneum und Paul Otlet – Neues zur Informationsgeschichte

Der Spiegel hat mal wieder – 2008 war die Überschrift noch "Der Vater der Zettelsuchmaschine" – einen Beitrag zu Paul Otlet veröffentlicht: "Netzvisionär Paul Otlet – Googles genialer Urahn" von Meike Laaff. Dies erfolgte im Rahmen eines Specials "20 Jahre World Wide Web".

Eine zum Thema passende, weitere spannende Website hat der Schweizer Philipp Messner gestaltet unter dem Titel "Isotype". Sie enthält einerseits einen Beitrag zum Mundaneum, andererseits eine Geschichte zur Entwicklung der Normung von Papierformaten in der Schweiz, die auch Karl Bührer und Wilhelm Ostwald erwähnt. Isotype ist übrigens eine von Otto Neurath in den zwanziger Jahren initiierte Bildsprache.

Ebenfalls mit Otlet und Ostwald, aber auch Neurath wird erwähnt, beschäftigte sich mein Bericht von einer Konferenz 2008 im belgischen Ghent "Analoge Räume – zur Geschichte des komplexen Verhältnisses von Information, Wissen und Raum", der jetzt auf dem TUHH-Dokumentenserver zur Verfügung steht.

Und zum Schluss sei noch ein Hinweis auf einen aktuellen Aufsatz (leider nicht frei verfügbar) zur Geschichte der Informationswissenschaft gestattet: William Aspray: The History of Information Science and Other Traditional Information Domains: Models for Future Research. In: Libraries & the Cultural Record. 46 (2011) 2, S. 230-248.

Zur Wahrheit/-nehmung des Internets: Never-Better, Better-Never oder Ever-Waser?!

In der Zeitschrift "The New Yorker" hat der Autor Adam Gopnik unter dem Titel "The Information : How the Internet gets inside us" eine interessante Beschreibung gegeben, wie heutzutage das Internet in seiner Wirkung auf Alltag, Mensch und Welt beurteilt wird. Er unterscheidet dabei drei Kategorien von Stellungnahmen, die von Never-Betters, Better-Nevers oder Ever-Wasers.
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Zur Geschichte und zum Zusammenhang von Energie und Information

Das neue Buch des kürzlich verstorbenen Bundestagsabgeordneten und Pioniers im Bereich erneuerbarer Energiequellen Hermann Scheer trägt den Titel "Der energethische Imperativ : 100 Prozent jetzt : Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist". Der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk hat in seiner Rezension zu diesem Buch in der Wochenzeitung "Die Zeit" („Das drohende Zu-spät“ in der Zeit Nr. 2 vom 5.1.2011, S. 43) etwas „euphorisch“ auch die Aktivitäten des Chemie-Nobelpreisträgers von 1909, Wilhelm Ostwald, beschrieben.

Ostwald hatte mit seinem "Der energetischen Imperativ" – "Vergeude keine Energie, verwerte sie" – und in seinem gleichnamigen Buch von 1912 die Notwendigkeit von Energie-Einsparung schon früh hervorgehoben. In seinem populären Werk mit dem Titel "Die Mühle des Lebens : physikalisch-chemische Grundlagen der Lebensvorgänge" (Leipzig: Thomas, 1911) sagte er so etwas wie die Photovoltaik voraus, wenn er schrieb (S. 74):

"Denken wir uns beispielsweise ein photoelektrisches Element von geeigneter Beschaffenheit konstruiert, das heißt eine Maschine, welche die Strahlung der Sonne direkt in elektrische Energie umwandelt, welche also einen Teil der aufgenommenen Strahlung als einen elektrischen Strom aus dem Apparat zu ziehen gestattet. Dann könnten wir mit Hilfe dieser elektrischen Energie ungefähr alles das leisten, was gegenwärtig die gesamte Industrie, das gesamte Transportwesen usw. mit Hilfe der Steinkohle leistet."

Als Vordenker und Pionier eines weiteren aktuellen Themas sowie mit seinen seine Aktivitäten zum Informationswesen hatte Ostwald diesen Imperativ auch auf das Thema Wissenschaftliche Kommunikation bezogen. Die von ihm als Autor zahlreicher wissenschaftlicher und populärer Bücher, Zeitschriftenaufsätze und Referate wahrgenommene Informationsflut war aus seiner Sicht nur durch eine Gesamtorganisation der wissenschaftlichen Kommunikation – durch technische Hilfsmittel und internationale Zusammenschlüsse – zu bewältigen.

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Noch mehr Bücher aus der deutschen Informationsgeschichte, zum "Vater des Hypertexts" und zum Diener

Ebenfalls vor kurzem erschienen ist die deutsche Übersetzung von Michael Bucklands Biografie über Emanuel Goldberg:

Michael Buckland: Vom Mikrofilm zur Wissensmaschine. Emanuel Goldberg zwischen Medientechnik und Politik. Berlin: Avinus, 2010.

Aus der Verlags-Präsentation:

Emanuel Goldberg war Chemiker, Ingenieur und Gründer von Zeiss Ikon. Er beeinflusste maßgeblich die Bildtechnologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. […] 1925 be­reits entwickelte er ein Gerät, das das Suchen, Auffinden und Anzeigen von beliebig vielen Dokumenten möglich machte. In dieser Statistischen Maschine, wie er sie nannte, kamen verschiedenste Technologien auf kreative Art und Weise zusammen: Mikrofilm für das Speichern von Dokumenten; Lochkarten für die Spezifikation der Suchanfragen; Elektronik für das Erkennen von Codie­rungsmustern; Optik; Kinematographie für die beweglichen Teile; und Telefoni­e für die Dateneingabe.

Markus Krajewski hat zum Buch in der Frankfurter Allgemeinen vom 30.12.2010 eine Rezension mit dem Titel "Vater des Hypertexts" veröffentlicht, in der er betont, dass

Emanuel Goldberg und nicht Vannevar Bush als der geistige Vater und auch als erster Konstrukteur einer Dokumentverschaltungs- und Suchmaschine wie der „Memex“ gelten muss. Bereits 1925 präsentiert Goldberg eine bahnbrechende Methode zur Mikrophotographie von Schriftstücken und Bildern, eine Technik, deren Bedeutung Bush immer wieder hervorhob.

Markus Krajewski selbst, Autor von Büchern wie "Zettelwirtschaft" und "Restlosigkeit", hat übrigens vor Kurzem auch ein neues Buch im Bereich der Mediengeschichte veröffentlicht:

Markus Krajewski: Der Diener : Mediengeschichte einer Figur zwischen König und Klient. Frankfurt am Main : Fischer, 2010.

Vom Servant zum Server: Markus Krajewskis Mediengeschichte „Der Diener“ fragt höflich nach, wer eigentlich wen beherrscht. […] Die Nähe von Servant und Server, von klassischem Diener und digitaler Dienstleistungsmaschine, sei keineswegs zufällig, schreibt Markus Krajewski in seiner 700-seitigen, im besten, höfischen Sinne des Wortes raffinierten Mediengeschichte des Dieners.

heisst es in einer Rezension in der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Ausgabe 1, 2011) zu Krajewskis Buch.